Pädagogisch wertvoll?

Meine Mutter hat mir einmal erzählt, dass meine Ur-Großmutter am liebsten mit einem Holzscheitel gespielt hat. Das war nämlich ihr geliebtes Puppenkind, das sie mit ihrer Phantasie zum Leben erweckt hatte. Heute musste ich an diese Erzählung denken, weil meine Jüngste mit den einfachsten Gegenständen in einem Rollenspiel vertieft war. Die beiden Kluppen (Wäscheklammern) wurden zu Vögel, die beiden Papierschiffchen zu Rettungsbooten. Der ganze Tisch wurde zum Meer. Das Grünzeug stellte Müll im Meer da. Die armen Vögel hatten vom schmutzigen Wasser getrunken und schrecklich Bauchweh bekommen. Wie gut, dass die Rettungsboote sich mit Bauchweh auskannten und sogar das Meer säuberten,... Diese Form des Spielens finden wir rund um den ganzen Erdball. Es braucht nicht viel, um die Phantasie zum Blühen zu bringen. Auf diese Art entstehen die schönsten und spannendsten Geschichten, oder es werden Gedanken durchgespielt, oder Geschehnisse verarbeitet. Natürlich haben Hersteller, das Spiel der Kinder aufgegriffen, um das Spiel noch „naturgetreuer“ darzustellen. Angebot an Spielsachen und Nachfrage sind dementsprechend groß. Vieles davon wird gerne von Experten, als pädagogisch wertvoll dargestellt. Aber die wahren Experten sind und bleiben die Kinder. Sie sind die Experten ihrer Interessen und Stärken, die sich durch das Spiel langsam herauskristallisieren. Im freien Spiel, das unverbogen ist, entfaltet sich das Potential. Besonders für Menschen, die ihre Berufung suchen, kann die Frage - Was hast du früher gerne gespielt? - hilfreich sein, um wieder auf die Spur zu kommen. Was hat dir an dem Spiel so gut gefallen? Welche Eigenschaften waren dafür notwendig? Welche Bedürfnisse wurden dadurch erfüllt? Das freie Spiel sollte nicht unterschätzt werden. Meine persönliche Beobachtung ist, dass aus dem freien Spiel heraus, sich oftmals Ernst entwickelt. Denn auch Kinder wollen sinnvolle Aufgaben haben, sobald sie sich sicher und selbstbestärkt fühlen.